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Halbgötter mögen es dramatisch: Ein opernhafter Abgang – plötzlich und unerwartet

Da knallt doch Freitagnacht Stefan Soltesz, der Halbgott der Dirigenten, ein Dreifachgeimpftes Vorbild der schönen Künste und extatisch schwingender Taktstockhalter vor versammeltem Publikum tot in den Orchestergraben.

Bei aller Tragik. Das hätte der seelige Helmut Fischer als Monako Franze nicht besser szenisch umsetzen können. Mit seinem Spatzl, der Ruth-Maria Kubitschek in der Staatsoper der „Schweigenden Frau“ lauschend. Wäre das damals bei der Uraufführung passiert, hätte Richard Strauss dieses Ereignis nachträglich in die Handlung eingebaut. Da hätte das Puplikum Augen und später auch Ohren gemacht. 

Es ist natürlich eine Tragik ohne Zweifel. Unser Beileid gilt wie immer den Hinterbliebenen. Der arme Stefan Soltesz. Jetzt spielt er wohl sicher die erste Geige auf der Wolken mit den Engeln über der Puszta oder Klavier. Mein Gott. Dramaturgisch nicht zu Toppen. Wer stürbe nicht gerne auf dem Weg zur Achzig den Heldentod auf der Bühne. Schnell kurz und mit Heerscharen himmlich Musizierender und einem vor Freude und Schock ergriffenem Puplikum.

Die Münchner Schickeria ist wie gelähmt, ins Mark getroffen. Zweitausend Schöngeister mit Zeit und Geld, in diesen sauteuren Zeiten mit Frau Konsul und Nerzbehangen ins Theater zu rammeln. Unter den Zweitausend Abonnementskartenbesitzern wie immer die Nomenklatura aus Politik, Finanz und Kultus. Man kennt sich. Der Herr von Krauss und Big Pharma mit Frau Tochter. Oder wars doch die Frau. Egal. Gevatter Tod hat schon mal angeklopft in der feinen Gesellschaft.

Jetzt will er auch öfter kommen. Nicht mehr versteckt durchs Hintertürchen im Pflegeheim die 80-Jährige vereinsamte Boosterfee aus der Quarantäne holen. Das war Gestern. Heute geht der Schnitter öffentlich und fein gekleidet mit dem Senserl überm Rock fein aus. Auch mal zu denen, die ihm die viele Arbeit bescheren. Da sitzt er mit den richtig wichtigen Leuten aus Politik und Pharma in der Loge und zieht fette Beute an Land wenn der Tod zur Pflicht wird.  Ab und an schaut er in die starren kalten Augen dieser Giftmischer und hört den klagenden Gesang der durch sie Verblichenen.

Und die Moral von der Geschicht: An Bessern Ort und Zeit als Freitag gab es nicht. Jetzt eine Schweigeminute für den Dirigenten…