Risiko von Impf-Nebenwirkungen ist laut Paul-Ehrlich-Institut höher als vom Gesundheitsministerium angegeben. Jetzt hat sich die Behörde von Karl Lauterbach korrigiert.
Von Philippe Debionne in der Berliner Zeitung
Das Bundesgesundheitsministerium sorgt mit einem Tweet für Aufregung. In dem Twitter-Beitrag heißt es: „Eine von 5000 Personen ist von einer schweren Nebenwirkung nach einer COVID19-Impfung betroffen.“ Die Zahl ist falsch. Im Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) heißt es: „Die Melderate betrug für alle Impfstoffe zusammen 1,7 Meldungen pro 1000 Impfdosen, für schwerwiegende Reaktionen 0,2 Meldungen pro 1000 Impfdosen.“ Die PEI-Angaben beziehen sich demnach auf einzelne Impfdosen, nicht auf geimpfte Personen.
Damit liegt das Risiko für schwere Nebenwirkungen nicht bei 1 zu 5000, sondern deutlich höher. Bei grundimmunisierten Menschen je nach Impfstoff also bei bis zu 1 zu 2500, bei Geboosterten bei bis zu 1 zu 1667 und bei vierfach Geimpften sogar bei bis zu 1 zu 1250. Das Bundesgesundheitsministerium korrigierte die Falschmeldung, nachdem mehrere Twitter-User darauf hingewiesen hatten.
Nebenwirkungen: Einzelfälle, selten, sehr selten oder gelegentlich?
Die Zahlen würden bedeuten, dass schwere Nebenwirkungen nicht als „Einzelfälle“, „sehr selten“ oder bezeichnet werden dürfen. Genau das hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zuletzt immer wieder gemacht. So sagt er in „In sehr seltenen Fällen können nach der Corona-Schutzimpfung auch entsprechende Nebenwirkungen vorkommen.“
Ob Nebenwirkungen als häufig, gelegentlich, selten, sehr selten oder als Einzelfälle eingeordnet werden, ist im (MedDRA) definiert.
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