Cover des Corona-Faktenchecks vom Sommer 2020 © CC Attribution 4.0 Intern. License (CC BY 4.0)

Faktenchecker im Dienste der USA: Beispiel Coronavirus

Es sei eine Falschmeldung von Verschwörungsanhängern, dass das Coronavirus aus dem Labor in Wuhan stamme, sagten «Faktenchecker». Das war die wirkliche Falschmeldung.

Von Urs P. Gasche auf infosperber.ch

Die US-Regierung, die Forschungsarbeiten in den hochmodernen Labors von Wuhan in Auftrag gaben und finanzierten, hatten kein Interesse daran, dass das chinesische Labor in Verdacht kommt, das Virus Sars-Cov-2 entwickelt zu haben. Auch die Machthaber in Beijing wollten nicht, dass ein chinesisches Labor wegen gefährlicher Forschung in Misskredit gerät und verbreiteten von Anfang an die These, das Virus sei von einer Fledermaus oder einem Schuppentier auf einem Markt in Wuhan über einen Zwischenwirt auf den Menschen übertragen worden.

Einige Wissenschaftler hielten die Laborthese für wahrscheinlicher. Doch sie wurden in die Verschwörungs-Ecke gestellt. Ihre Aussagen während einer rasch einberufenen Expertenkonferenz Ende Januar 2020 kamen nie an die Öffentlichkeit, wie bisher geheim gehaltene Dokumente jetzt belegen. Infosperber hat darüber berichtet: «Wir wissen, dass da gefährliche Forschung im Gang war»

Faktencheck-Organisationen: Laborthese ist eine «Falschinformation»

Bereits im Sommer 2020 wussten es mehrere «Faktencheck-Organisationen» besser. In ihrem Bericht mit dem Titel «Covid-19 Infodemie in Europa: Eine Analyse der Desinformation» wird als «Falschinformation» bezeichnet, dass das Virus «menschengemacht in einem Labor in Wuhan kreiert worden» sei. Der Bericht war gemeinsam verfasst von «Correctiv» in Deutschland, «Maldita» in Spanien «Pagella Poitica» und «Facta» in Italien, «Full Fact» in Grossbritannien sowie der «Agence France-Press» in Frankreich. «Der Bericht ist vor allem eine Analyse der viralsten und potenziell gefährlichen Behauptungen, die uns im Frühjahr 2020 begegnet sind», schrieben die Faktenchecker.

Viele Medien, auch Infosperber, informierten über den anscheinend klaren Befund dieser Faktencheck-Organisationen. Von diesem Zeitpunkt disqualifizierten einzelne grosse Medien sogar Virologen als «Verschwörungsverbreiter», die es weiter für möglich oder wahrscheinlich hielten, dass das Virus aus einem Labor stammte. 

«Hinweise verdichten sich, dass das Virus aus einem Labor stammt»

Im Februar 2022 machte Infosperber darauf aufmerksam, dass die Entwicklung krankmachender Viren und gentechnische Manipulationen vom Verbot von Bio- und Chemiewaffen nicht erfasst werden und immer noch erlaubt sind. Verschleierung und Geheimhaltung seien oberstes Gebot, weil zwischen der Forschung an neuen Impfstoffen und der Forschung für militärische Zwecke schwer unterschieden werden könne. Trotz aufwändiger Suche sei für das Virus Sars-Cov-2 noch kein tierischer Zwischenwirt gefunden worden, von dem das Virus auf Menschen übertragen wurde.

Das neue Virus Sars-CoV-2 verfüge über eine sogenannte Furin-Spaltstelle, die es für den Menschen so gefährlich macht. Diese Spaltstelle könnte dem Virus als Experiment eingepflanzt worden sein, um es absichtlich pathogener oder übertragbarer zu machen.

Da US-Forscher entsprechende Experimente zeitweise nicht durchführen durften, verlegten sie die Forschung nach Wuhan. Die US-Gesundheitsbehörde (und wahrscheinlich auch militärische Stellen) unterstützten diese Forschung in Wuhan jahrelang mit Fördergeldern und Fachpersonal. Das belegen unter anderem Dokumente, die «The Intercept» am 10. September 2021 veröffentlichte.

In einem Interview mit der «Süddeutschen Zeitung» erklärte Christian Drosten am 9. Februar 2022: «Es wurden Projektberichte öffentlich, aus denen hervorgeht, dass das Institut für Virologie in Wuhan tatsächlich in einem Projekt der US-NGO Ecohealth Alliance sogenannte Gain-of-Function-Experimente gemacht hat.» Der Begriff «Gain-of-Function» ist beschönigend. Gemeint ist, dass Viren «funktionstüchtiger» – also gefährlicher oder ansteckender – werden. 

Ecohealth Alliance arbeitete schon lange vor der Pandemie mit Virenforschern am Wuhan-Institut zusammen. Die «Frankfurter Allgemeine» hatte am 12. Oktober 2021 getitelt: «Versuche mit dem Corona-Virus: Ausser Kontrolle».

Professorin Ingrid Mühlhauser, die wohl bekannteste Vertreterin der Evidenzbasierten Medizin im deutschsprachigen Raum, hatte bereits im September 2021 geschrieben: «Sollte sich die Laborthese bestätigen, hätten ZDF und andere Medien Verschwörungsmythen verteidigt.» 

Denn inzwischen würden sich die Hinweise verdichten,

«dass die Sars-Cov-2-Pandemie ihren Ursprung doch in einem Labor in Wuhan haben könnte, geschuldet einem Laborunfall im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts zwischen den USA und der Universität Wuhan».

Das gehe aus Recherchen des Investigativjournalisten Paul Thacker hervor, welche das «British Medical Journal» veröffentlichte. Thacker habe aufgezeigt, «wie Betreiber einer amerikanischen Laborgruppe gezielt eine Verschwörungstheorie entwickeln, um ihren Laborunfall in Wuhan als Verschwörung zu verschleiern». Wissenschaftsjournalisten und Faktencheck-Organisationen würden diese Informationen unreflektiert übernehmen. Beteiligte Wissenschaftler würden schweigen, aus Angst, Prestige und Forschungsförderung zu verlieren.

Faktencheck-Organisationen als verlängerter Arm einseitiger Interessen

Jedenfalls checkten und hinterfragten nur wenige Medien die selbst ernannten Faktencheck-Organisationen und deren Geldquellen. Eigentlich könnten unabhängige Faktenchecker heutzutage wertvolle Dienste leisten. Doch diese Organisationen entstanden nicht einfach spontan angesichts der vielen Fake News in Social Media, Staatsendern und anderswo. 

Es gibt seit 2015 eine Zertifizierungsstelle: das International Fact-Checking Network des Poynter Institute IFCN. Das ist eine private Journalistenschule in Florida. Dieses Netzwerk «will die wachsende Gemeinschaft von Faktenprüfern auf der ganzen Welt und Befürworter sachlicher Informationen im globalen Kampf gegen Fehlinformationen zusammenbringen». Das IFCN nimmt eine Schlüsselstellung ein: Damit Faktencheck-Organisationen Aufträge von Facebook oder Google bekommen, benötigen sie ein Zertifikat des IFCN. Das IFCN gibt in einem «Verhaltenskodex» grob vor, welche Art Fakten überprüfungswert sind.

Ausser das italienische «Facta» haben alle eingangs genannten Faktencheck-Organisationen, welche die Labor-Hypothese in ihrem Bericht als «Falschinformation» bezeichneten, im Jahr 2020 kleinere oder grössere Summen vom Fact-Checking Network erhalten. 

Das Netzwerk selber wird nach eigenen Angaben unter anderen von folgenden Institutionen gesponsert:

Stiftungen wie das NED oder die Open Society sind bekannt dafür, aussenpolitische Ziele der US-Regierung zu unterstützen (Infosperber berichtete darüber). Sie finanzierten manche oppositionelle Bewegungen in Ländern, in denen US-feindliche Regierungen an der Macht waren. Das zeigten Wikileaks Enthüllungen.

Die Omidyar Network Foundation unterstützt finanziell viele Medien und auch Faktenprüfungs-Organisationen. Pierre Omidyar ist der Gründer von Ebay. Seine Gruppe ist beispielsweise der grösste einzelne Sponsor von Correctiv.

Sponsor Facebook hat fast ein Jahr lang Meldungen blockiert, die in Frage stellten, dass das Virus von Tieren stammt.

Wenn es um Kritik an Corona-Massnahmen der Behörden ging, stützte sich Correctiv oft ausschliesslich auf Auskünfte und Darstellungen der deutschen Regierung und des Robert-Koch-Instituts. Der Journalist Norbert Häring kommentierte in seinem Blog: «Wenn man das nicht ‹Anti-Journalismus› nennen will, kommt noch ‹Embedded Journalism› in Frage, oder weniger elegant: ‹ausgelagerte Pressestelle der Regierung›.»

Im Herbst 2022 finanzierte die EU-Kommission ein europäisches Netzwerk von Factchecking-Organisationen. Diese müssen einen Kodex über Methodik, Ethik und Transparenz einhalten. Allerdings verlangt der Kodex keine Transparenz über die Finanzquellen. Nur Einnahmen von Unternehmen der Social Media (der «social media / digital media sphere») müssen offengelegt werden. Mitglieder sind unter anderem Correctiv und die AFP.

Wichtige Dokumente bleiben unter Verschluss

Zurück zum Corona-Virus. Trotz des Vorwurfs, Falschinformationen zu verbreiten und zu den Verschwörern zu gehören, hielten es manche Wissenschaftler für absolut nötig, die Laborthese nicht einfach fallen zu lassen. Im Sommer 2020 setzte die Fachzeitschrift «The Lancet» sogar eine hochkarätige Kommission ein, um abzuklären, ob das Virus aus dem Tierreich stammte oder in einem Labor hergestellt wurde. «The Lancet Covid-19 Commission» kam im September 2022 zum Schluss, dass beide Hypothesen ernst zu nehmen seien. Kommissionspräsident Jeffrey D. Sachs machte publik, dass der Kommission entscheidende Dokumente vorenthalten wurden und dass mehrere Mitglieder der Taskforce, welche die Herkunft des Virus ergründen sollte, ihre möglichen Interessenkonflikte nicht offenlegten. Siehe Infosperber vom 17. Oktober 2022: «Der Leiter einer wichtigen Kommission packt aus. Er fordert eine unabhängige, gründliche Untersuchung.»

Die eingangs erwähnten Factchecking-Organisationen haben zu den Aussagen und Informationen der «The Lancet Covid-19-Kommission» und deren Präsident Jeffrey D. Sachs bis heute nicht Stellung genommen. Die AFP-Fact Checker kritisierten auf Youtube lediglich, dass der russische Staatssender RT und andere Medien Jeffrey Sachs nicht korrekt zitiert hätten.

Ein nachträgliches Factchecking beziehungsweise eine Überprüfung früherer eigener Factchecking-Befunde findet offensichtlich nicht statt. Der Slogan von Correctiv lautet «Unabhängig, überparteilich, transparent und nachprüfbar».

FUSSNOTE

[1] Am Beispiel von Dr. Wolfgang Wodarg lässt sich belegen, wie falsch das Team von Correctiv im März 2020 mit seiner Einschätzung lag. Viele Behauptungen des Faktenchecker-Portals sind mittlerweile auch offiziell widerlegt. So hat z. B. selbst Herr Wieler vom RKI am 6.10.2021 in der Bundespressekonferenz von der Vergleichbarkeit von Influenza- und Corona-Viren gesprochen. Mehrere Studien haben mittlerweile auch festgestellt, dass in der Bevölkerung eine Kreuzimmunität mit anderen Corona-Viren besteht. Von der Öffentlichkeit wird Dr. Wolfgang Wodarg trotzdem weiterhin als „Aluhutträger“ wahrgenommen. 

Jüdische Rundschau: «Faktenchecker sind weniger Hüter der Wahrheit als vielmehr Verteidiger des manipulierten öffentlichen Narrativs»

Im November 2021 recherchierte die Jüdische Rundschau über die «zwielichtige Finanzierung» und die «fehlende Neutralität» der «selbsternannten Faktenchecker»:

«Ursprünglich gegründet, Regierungsfakten oder Äusserungen von Politikern auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen, sind sie mittlerweile zu Instrumenten von Regierungen und den grossen Tech-Firmen mutiert. Im Zuge der Corona-Pandemie erreichte das Faktenchecken ungeahnte Ausmasse: Die harten Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie wurden als ‹alternativlos› und die wenigen regierungsberatenden Wissenschaftler als alleinige seriöse Quelle dargestellt. Die Faktenchecker unterstützten diese Argumente unisono und ‹widerlegten› selbst Argumente angesehener, hochdotierter und langjährig in ihrem Fachgebiet forschender Experten […] Der deutsche Partner Correctiv, der auch für Facebook Fakten überprüft, startete einen Feldzug gegen den angesehenen Lungenfacharzt Dr. Wolfgang Wodarg dermassen erfolgreich, dass dessen Ansehen seitdem nachhaltig beschädigt ist.1

Correctiv bezeichnet sich als spendenfinanziertes, investigativ arbeitendes Medium. Ein Blick in den Finanzplan enthüllt eine gewisse Diskrepanz zu dieser Selbsteinschätzung. Neben den Spenden von Unterstützern findet sich eine Reihe von Stiftungen, die das Budget erheblich aufbessern. Gestartet wurde das Recherchezentrum 2014 mit 675‘000 Euro in Essen aus der dort ansässigen Brost-Stiftung, die Gelder aus der WAZ-Mediengruppe verwaltet. Bis 2021 summierten sich die gesamten Zuwendungen auf mehr als 3,8 Milionen Euro. Und wieder ist ‹Luminate› der ‹Omidyar Network Foundation› mit 1,5 Millionen Euro über die Jahre dabei. Auch die ‹Open Society Stiftung› von George Soros unterstützte Correctiv mit fast 350‘000 Euro. Unterstützung aus der Wirtschaft gab es von der Deutschen Telekom, von der AOK, von der Deutschen Bank, von der GLS und vom Verband der PSD-Banken. Aber auch wieder von Google Germany, von Twitter und Facebook. Auch Steuergelder flossen zu Correctiv, z.B. von der Bundeszentrale für Politische Bildung und einigen Parteistiftungen…

Regierungsnahe Organisationen würden die Faktenchecker nicht finanzieren, wenn von diesen ernsthafte Kritik käme […] Sie sind nur ein weiteres Werkzeug für Regierungs-PR. Schon allein die Macht der ständigen Wiederholung von Fakten durch Regierung, Leitmedien und jetzt noch über die Faktenchecker lässt für viele Menschen einen Sachverhalt wahr (oder falsch) erscheinen.»

 

Correctiv-Faktencheck zur Ukraine: Keine Antwort

Im Krieg in der Ukraine, bei dem alle Kriegsparteien auch einen medialen Krieg führen, wäre ein unabhängiges Prüfen von Tatsachen-Darstellungen äusserst nützlich. Doch die grossen Faktencheck-Organisationen befassen sich fast ausschliesslich mit der russischen Propaganda und stellen sich damit in den Dienst der US-Politik. 

Facebook beauftragt externe Faktencheck-Organisationen, um Falschinformationen aus dem Netz zu entfernen. Die meisten dieser Organisationen werden laut MR online für diese Arbeit von Washington finanziert. 

Infosperber hat sich bei Correctiv erkundigt:

«Correctiv macht eine sehr gute und wichtige Arbeit. Denn während eines (Informations-)Krieges versuchen alle Parteien, die Öffentlichkeit mit herausgepickten, schöngefärbten und falschen Informationen auf ihre Seite zu bringen. Frage: Richtet Correctiv sein Augenmerk auch auf Desinformationen der Seite Ukraine/Nato/USA? Falls je, welches waren die letzten Beiträge darüber?»

Als Antwort sandte Correctiv Links mit «allen Faktenchecks, die wir bislang im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine veröffentlicht haben». 

Rückfrage von Infosperber:

«Unter den angegebenen Links fanden wir keine Faktenchecks von fragwürdigen Aussagen der ukrainischen Regierung, der US-Regierung oder der Nato. Haben wir etwas übersehen? Wäre Correctiv nicht glaubwürdiger, wenn fragwürdige Tatsachendarstellungen aller Seiten einem Faktencheck unterzogen würden?»

Correctiv hat diese Fragen unbeantwortet gelassen.