Bilderberg: Wenn CIA, Pfizer, Facebook und die EU-Granden im Geheimen kungeln

Es ist mal wieder Bilderberg-Treffen. Hinter geschlossenen Türen sitzen vom 2. bis 5. Juni unter anderem die Chefs der CIA und von Pfizer, ein Vice President von Facebook und Top-Leute von Microsoft und Google mit Spitzenvertretern der EU und der Nato zusammen. Alle als Privatleute, wie dreist behauptet wird, damit sich die Teilnehmer nicht an etwaige Transparenzregeln ihrer Ämter gebunden fühlen.

Von Norbert Haering auf „Geld und mehr“

Um die großen geopolitischen Themen geht es, unter anderem um die Konkurrenz mit China, um die Ukraine und Russland.

Sollen wir wirklich glauben, dass die EU-Amtsträger mit gebotener Entschlossenheit und Unabhängigkeit die finanziellen, Steuer- und Datenschutzinteressen der EU-Bürger gegenüber Konzernen wie Pfizer, Facebook und Goldman Sachs vertreten, nachdem sie gerade mit diesen in Washington gekungelt haben und sich dabei mutmaßlich haben nahebringen lassen, wie wichtig die US-Digital-, Pharma- und Finanzkonzerne für die Bewahrung der geopolitischen Dominanz des Wertewestens sind?

Klar müssen die Chefs von CIA und Nato mit EU-Vertretern auch mal Dinge im Geheimen besprechen können. Aber sollten dann wirklich Facebook, Pfizer, Goldman Sachs, BP und Palantir dabei sein? Es gibt keine Demokratietheorie, die ein solches Format rechtfertigt.

Weil die Teilnehmer immer wieder in Schwierigkeiten kamen, wenn aufflog, dass sie auf der früher geheimen Teilnehmerliste mit geheimer Agenda standen, wird diese Liste seit einigen Jahren proaktiv veröffentlicht. So kann man sehen, wer dabei ist.

Es sind unter anderem CIA-Direktor William Burns, Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, Pfizer-Chef Albert Bourla sowie Springer-Chef Mathias Döpfner und Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundeskanzleramt und ehemaliger Goldman-Sachs-Manager.

Aus dem Silicon Valley sind unter anderem dabei Yann LeCun, Vice-President zuständig für AI von Facebook, Alex Karp, der Chef von Palantir, Eric Schmidt, der ehemalige Chef von Google und der National Security Commission on Artificial Intelligence, sowie der libertäre Investor und Firmenmitgründer Peter Thiel (Paypal, Palantir) und Kevin Scott, der Chief Technology Officer von Microsoft.

Von der EU sind fast alle Spitzenvertreter da: Ratspräsident Charles Michel, Justizkommissar Didier Reynders, der Vizepräsident der EU-Kommission, Margaritis Schinas, sowie Paschal Donohoe, der Präsident der Eurogruppe. Mit José Barroso ist auch ein Ex-Kommissionspräsident dabei, heute Chairman von Goldman Sachs International. Auch andere große Finanzkonzerne sind würdig vertreten.

Der Springer-Chef ist nicht der einzige Pressevertreter, auch die Financial Times, Economist, The Atlantic und andere Medien von eher regionaler Bedeutung sind dort. Schreiben tun sie aber nicht über das Treffen, das dürfen sie nicht. So wie auch andere Medien nicht darüber schreiben, und wenn, dann in der Regel, indem sie „Verschwörungstheorien“, die sich um die Bilderberger ranken, für irregeleitet erklären.

Wir wünschen den Verschwörern ein gedeihliches Treffen.

 

Nachtrag (5.6.): Anne Appelbaum live aus Bilderberg

Offenbar live vom Bilderberg-Treffen twitterte Anne Appelbaum von The Atlantic am Samstag 4.6. ihren Widerspruch zum französischen Präsidenten Macron, der sagte, er wolle Putin nicht demütigen. Sie schrieb: „Macron sagt wieder einmal, dass er Putin nicht „demütigen“ will. Aber solange Putin nicht verliert – und nicht begreift, dass er verloren hat – wird der Krieg nicht enden.“ Dazu muss man wissen, dass bei den Bilderbergern die praktische Chatham-House-Regel gilt. Man darf alles Schreiben, aber man darf nicht sagen, von wem man es hat. Wir wissen also nicht, ob Appelbaum hier die Sicht des CIA-Chefs oder des Nato-Chefs wiedergibt. Garniert wurde der Tweet von einem ihrer Artikel vom 23. Mai mit dem Titel: „The War Won’t End Until Putin Loses – Offering the Russian president a face-saving compromise will only enable future aggression“, zu deutsch: Der Krieg wird nicht enden, bevor Putin verloren hat – Dem russischen Präsidenten einen gesichtswahrenden Kompromiss anzubieten würde nur künftige Aggression begünstigen“.

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