Mein Kündigungsschreiben an den SPIEGEL

Für mich ist DER SPIEGEL kein freies, der Wahrheit verpflichtetes Medium mehr. Für mein Empfinden hat sich der SPIEGEL kaufen lassen, die Ideale seiner Gründer verkauft und den unabhängigen Journalismus verraten.

Einen guten Tag

wünsche ich dem von mir nicht mehr geschätzten Team von DER SPIEGEL.

Mein Online-Abonnement Spiegel Plus habe ich heute gekündigt. Löblicherweise geht dies bei Ihnen sehr unkompliziert mit zwei Mausklicks. Ich will dies aber nicht machen, ohne Ihnen die Beweggründe hierfür mitzuteilen.

Mit meiner Kündigung protestiere ich gegen Ihre von mir so empfundene tendenziöse, ungeimpfte Menschen diskriminierende und die Gesellschaft spaltende Covid-19-Berichterstattung. Ich bin nicht länger bereit, diesen einseitigen Journalismus mit meinen Abonnement-Gebühren zu unterstützen. Ihre Berichterstattung empfinde ich als schamlose Public Relations. Für PR zahle ich nicht.

Sehr wohl weiß ich zwischen Journalismus und PR zu unterscheiden, da ich beruflich in beiden Welten zu Hause bin. Als ausgebildete Journalistin habe ich 30 Jahre lang als Redakteurin einer Tageszeitung gearbeitet, ehe ich in die Unternehmenskommunikation gewechselt bin und dort PR mein Handwerk war.

Für mich waren diese kommunikativen Tätigkeitsfelder klar getrennt. Beim SPIEGEL stelle ich in zunehmendem Maße fest, dass der Journalismus als Tarnung für PR genutzt wird.

Mehr als 40 Jahre begleitet mich der SPIEGEL als Informationsmedium. Über die Jahre habe ich eine nachlassende journalistische Qualität bemerkt, die insbesondere in dem zu der Zeit noch ausgelagerten Online-Angebot zu Tage trat. Nach der Zusammenlegung von Spiegel und Spiegel online habe ich gedacht, dass sich die Qualität jetzt wieder steigert. Aber das Gegenteil war mit Aufkommen der Pandemie der Fall, und ich habe mich nach den Gründen dieser einseitigen, tendenziösen Berichterstattung gefragt.

Das  Schöne an der Gates-Foundation ist ihre – zumindest teilweise vorhandene – Transparenz. Dass der SPIEGEL 2018 eine erste Unterstützung erhielt für eine Berichterstattung innerhalb des Projektes „Globale Welt“ habe ich – wenn auch begleitet von einer gewissen Skepsis – akzeptiert. Ich habe gedacht, dass damit eine kritische und reflektierende Berichterstattung möglich wird, für die der Redaktionsetat ansonsten keinen Raum gibt. In der Tat habe ich in der Folgezeit einige wirklich bemerkenswerte Artikel über unsere globale Welt gelesen.

Verschreckt hat mich aber jetzt, dass der Spiegel erneut und mit 2,9 Mio. Dollar eine viel höhere Unterstützung von der Gates-Foundation erhalten hat.

Das Schöne an der Gates-Foundation ist wie gesagt ihre teilweise vorhandene Transparenz. Und so lässt sich auf den Seiten der Gates Foundation auch nachlesen, dass sie zugleich massiv investiert in Unternehmen, die als die größten Gewinner der Pandemie gelten. Als strategischer Investor verdient die Stiftung an allen Aspekten der Pandemie – an Impfstoffen, Medikamenten, Testsystemen, der Herstellung von Fabrikationsanlagen für die Impfstoffherstellung usw.

Auch wenn sich die Gates Foundation als Non-Profit-Unternehmen darstellt, so verfolgt sie dennoch ein Ziel. Sie verfolgt die Interessen ihrer Stifter. Die Interessen der Stifter müssen aber nicht die Interessen der globalen Welt sein, auch wenn sich Bill Gates gerne als Wohltäter generiert. Aber mit der Macht ihres Stiftungsgeldes bringen sie andere dazu, im Sinne ihrer Interessen zu agieren.

So erklärt sich für mich auch die einseitige, tendenziöse Berichterstattung des Spiegels. Mit der Annahme des Geldes haben Sie sich zum Handlanger der Geldgeber gemacht. Sie haben das angebliche Ziel des Stiftungsgeldes, über soziale Spaltungen weltweit zu berichten und ein Verständnis für deren Überwindung zu vermitteln, ins Gegenteil verkehrt. Dieser Berichterstattung entziehe ich mich jetzt.

Für mich ist DER SPIEGEL kein freies, der Wahrheit verpflichtetes Medium mehr. Für mein Empfinden hat sich der SPIEGEL kaufen lassen, die Ideale seiner Gründer verkauft und den unabhängigen Journalismus verraten.

Ich wünsche mir, dass noch viel mehr Leser diese Zusammenhänge verstehen und sich nicht länger für dumm verkaufen lassen oder sogar noch dafür bezahlen, dass man Ihnen Lügen (Stichwort Relotius), Diskriminierung (in den 80er Jahren die Berichterstattung über Homosexuelle, heute der Umgang mit Ungeimpften) und die Spaltung der Gesellschaft durch Verleumdung (z.B. durch die pauschale Brandmarkung als „Coronaleugner“) verkauft.

Ich wünsche mir, das viel mehr Menschen selber denken, dass sie sich ihre eigene Meinung bilden, statt sich ihre Meinung verkaufen zu lassen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen schlechte Geschäfte und – um dennoch mit einem positiven Wunsch zu schließen – die Erkenntnis, dass der Deal mit der Gates-Foundation ein schlechtes Geschäft war.

Mit kollegialen Grüßen

Mara Böhm 

Münster, 14.1.2022