Rommy Arndt bei einem Interview 2015. Foto: Screenshot Youtube / Bayreuther Ökonomiekongress

Jagd auf eine mutige Journalistin mit einer abweichenden Meinung

Eine Mitarbeiterin des Mitteldeutschen Rundfunks wagt einen regierungskritischen Kommentar – und wird sofort ausgebremst.

Von  auf compact-online.de

Heftige Kritik ergießt sich über MDR-Redakteurin Rommy Arndt. Sie hatte sich am Abend des 19. Januar in einem Kommentar für die Sendung MDR Aktuell gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen. Und weil das im Jahre 2023 offensichtlich eine unverzeihliche Sünde darstellt, hat sich die Chefredaktion des öffentlich-rechtlichen Senders denn auch prompt von seiner eigenen Mitarbeiterin distanziert.

Krieg wegen verfehlter Politik?

Was aber hat Rommy Arndt verbrochen? Schauen wir in ihren Kommentar hinein:

„Ich bin entsetzt. Ich bin seit Monaten nur noch entsetzt und empört, wie leichtfertig in diesem Land über Fragen von Krieg und Frieden gesprochen wird. Ich habe Angst davor, dass Deutschland nach 78 Jahren Frieden wieder Krieg erleben muss – und das wegen einer verfehlten Politik.“

Mehrere aktuelle Meinungsumfragen unterstreichen, dass eine solche Sorge in der Bundesrepublik durchaus mehrheitsfähig ist. Die Deutschen wollen keinen Krieg und zu einem gehörigen Teil somit auch keine Waffenlieferungen. In GEZ-Medien aber ist für die Mehrheitsmeinung kaum Platz, so dass der Beitrag von Rommy Arndt aufhorchen lässt.

Die WDR-Mitarbeiterin, die übrigens erstmals einen Meinungsbeitrag für den MDR verfasst hat, wagte sogar Regierungskritik:

„Die FDP-Politikerin Strack-Zimmermann, die in ihrer Freizeit viel Kontakt zur Rüstungsindustrie pflegt, ist ein gutes Beispiel. Die meist in grau gekleidete Frau spricht in Interviews schon mal von Bundeswehrsoldaten, die demnächst ‚in die Schlacht‘, ‚in den Krieg‘ ziehen könnten, um europäische Werte zu verteidigen. Politiker, der einstigen Friedenspartei, der Grünen, rasseln neuerdings die Waffengattungen herunter als wären es bedrohte Fledermausarten. Immer mehr Waffenlieferungen werden verlangt und bewilligt. Und große Teile der Medien befeuern Tag für Tag die Ansicht, dass das alles alternativlos sei. Kritische, nachdenkliche Stimmen, wie die von Oskar Lafontaine oder Sahra Wagenknecht gibt es zwar, aber in den großen Medien kommen sie kaum vor. (…) Wie im Schlafwandel tappt Deutschland immer weiter rein in die Gefahr, wird täglich mehr herangeführt ans Kriegsgeschehen und merkt es nicht. Es macht mich wütend und fassungslos, wie mit unserem Leben gespielt wird.“

Die MDR-Chefetage vermerkt zu dieser Passage des Kommentars, dass man Sorge um „unsere journalistischen Qualitätskriterien“ habe. Diese seien bei „der Äußerung zu der Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses, Frau Strack-Zimmermann, nicht ausreichend berücksichtigt“.

In höchstem Maße befangen…

Den MDR-Besorgten sei die Februar-Ausgabe des COMPACT-Magazins empfohlen. Dort findet sich ein faktenreiches Porträt der Strack-Zimmermann. Auszug: „Dass sie als Vorsitzende des Verteidigungsausschusses gleichzeitig hohe Posten in Organisationen bekleidet, die Interessen der Waffenindustrie vertreten, ist pikant. Die Abgeordnete ist in höchstem Maße befangen.“

Und konkret: „Sie ist unter anderem Mitglied im Vorstand des Förderkreises Deutsches Heer. Fast alle wichtigen Unternehmen der Sicherheits- und Verteidigungsbranche sind dort ‚fördernde‘, also spendende Vereinsmitglieder, etwa Daimler, Heckler & Koch und Rheinmetall. Laut Selbstbeschreibung kümmert sich der Dachverband ‚um eine leistungsfähige nationale Industriebasis für die Ausrüstung des Deutschen Heeres und der deutschen Landstreitkräfte insgesamt‘. Gleiches gilt für die Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik, in der Strack-Zimmermann ebenfalls Präsidiumsmitglied ist. Darüber hinaus ist die FDP-Politikerin Vizepräsidentin der Deutschen Atlantischen Gesellschaft, deren einziger Zweck Werbung und Lobbyarbeit für die NATO ist.“

Wütende und Fassungslose

Doch Fakten zählen in den Augen von Kriegstreibern nicht. Grünen-Politiker Peter Heilrath, Sprecher der außenpolitischen Arbeitsgemeinschaft seiner Partei, unterstellt der WDR-Journalistin eine „eiskalte Empathielosigkeit gegenüber der Ukraine, in der russische Truppen einen genozidalen Krieg führen“. Der in Berlin geborene Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk attestiert: „Fünf Minuten Anti-Ukraine- und Kreml-Sprech in einer menschenfeindlichen Propaganda-Sprache, die wütend und fassungslos macht.“

Rommy Arndt ist übrigens eine gestandene Journalistin mit jahrzehntelanger Berufserfahrung, darunter als Radiomoderatorin bei Radio Leipzig und beim MDR. Bekannt wurde sie auch als langjährige Moderatorin bei n-tv. Während der Coronazeit hatte sie sich als eine der wenigen Personen des öffentlichen Lebens getraut, „millionenfache Grundrechtsverletzungen“ zu kritisieren.

In ihrem kritisierten MDR-Kommentar schließt sie:

„Diese Bundesregierung hat geschworen, Schaden vom deutschen Volk abzusenden. Was sie tut, ist das Gegenteil davon. Das Land in einen Krieg hineinzutreiben, ist der größte Schaden, den Politik überhaupt anrichten kann. Diese Regierung verletzt seit Monaten auf unverzeihliche Art ihren Amtseid.“

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