Die Demontage des Panikministers Karl Lauterbach

Karl Lauterbach. Er schlägt die Paniktrommel in unverändertem Rhythmus – mittlerweile aber als Solist. Eine Lockerung der Maßnahmen, hatte der Minister immer wieder betont, komme vor Ostern gar nicht in Frage. Bei „Anne Will“ bekräftigte er gerade seine zwar unbelegten, aber in seiner üblichen Angstrhetorik vorgetragenen Prognosen. Dass der Vorstandsvorsitzende der „Deutschen Krankenhausgesellschaft“ Gerald Gaß erklärt, in diesem Winter sei keine Überlastung der Krankenhäuser zu erwarten, wischte Lauterbach – der nie in seinem Leben als Mediziner praktiziert hat – in der Sendung mit der Bemerkung beiseite, Gaß sei „kein Wissenschaftler, der sich schwerpunktmäßig damit beschäftigt“. 

Bei „Anne Will“ wechselte er auch wieder einmal die Argumente, als er erklärte, die Impfpflicht, die er nach wie vor für nötig hält, sei von ihm ja nie als Mittel gegen die Omikron-Welle gedacht gewesen, sondern nur gegen eine hypothetische neue Welle im nächsten Herbst und Winter. Die Begründung, die Impfpflicht sei gerade gegen die aktuelle Omikron-Welle wichtig, steht freilich explizit in einer Leopoldina-Stellungnahme vom November 2021. Einer der wichtigsten Autoren damals: Christian Drosten, einer der engsten Berater Lauterbachs. Bei der Bundespräsidentenwahl am Sonntag ließ sich der Minister demonstrativ mit dem Virologen ablichten.

In der Talkshow behauptete Lauterbach auch, es sei „eine ganz gefährliche Legende, dass das Virus immer harmloser wird.“ Das könnte in 30 oder 40 Jahren passieren, „aber nicht in den nächsten zehn Jahren.“ In Wirklichkeit fordert Omikron heute schon deutlich weniger Tote als die Grippe in der Saison 2017/18. Auch wegen dieser Erkenntnisse hatte Spaniens Regierung schon vor einiger Zeit erklärt, Omikron nur noch wie ein gewöhnliches Grippevirus einzustufen.

Zwar bedient Lauterbach immer noch den Teil der Bevölkerung, der möglichst strenge und autoritäre Corona-Maßnahmen befürwortet. Aber sein Rückhalt schwindet auch in der Öffentlichkeit. In einer Civey-Umfrage vom 13. und 14. Februar mit der Frage „Wie zufrieden sind Sie mit dem Corona-Management von Karl Lauterbach?“ meinten Stand 14. Februar 31,2 Prozent der Befragten: gar nicht zufrieden, 13,3 Prozent erklärten, sie seien wenig zufrieden. Voll und ganz zufrieden mit dem Minister erklärten sich nur noch 18,1 Prozent, 26,8 Prozent finden sein Krisenmanagement teilweise befriedigend. Gut 10 Prozent blieben unentschieden.

Besonders bitter ist es für Lauterbach, dass laut Beschlussvorlage für den Corona-Gipfel am Mittwoch auch seine Entscheidung rückabgewickelt wird, das RKI freihändig über den Genesenenstatus entscheiden zu lassen. Der soll nun wieder im Gesetz verbindlich festgeschrieben werden.

Im Januar hatte das Lauterbach unterstellte RKI den Genesenenstatus über Nacht ohne Vorwarnung und Begründung auf drei Monate verkürzt. Der Minister behauptete anschließend, davon sei er nicht informiert gewesen. Seine Staatssekretärin hatte die Verkürzung allerdings schon vorher im Bundestag angekündigt, was nur zwei Schlüsse zulässt: Entweder kommuniziert Lauterbach nicht mit der Leitungsebene seines Hauses. Oder er belügt die Öffentlichkeit.

Gescheitert ist der Gesundheitsminister auch bei seinem vollmundig angekündigten Versuch, die anderen EU-Länder von der deutschen Sondervariante eines nur drei Monate andauernden Genesenenstatus überzeugen zu wollen. Niemand mochte ihm folgen.

Offenbar sucht die SPD jetzt über den Kopf des Gesundheitsministers hinweg nach einem Ausweg aus dem eigentlich schon halb gescheiterten Impfpflicht-Vorhaben. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich bietet dem CDU-Parteivorsitzenden darüber ein Gespräch an. Für einen Impfpflicht-Beschluss bräuchte die Ampel die Union nicht. Für eine halbwegs gesichtswahrende Kehrtwende dagegen schon.

Kippt auch noch die Impfpflicht in Deutschland, bliebe von Karl Lauterbachs Corona-Politik nur noch ein Trümmerhaufen übrig.

Ausschnitt aus: https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/die-demontage-des-karl-lauterbach-ampel-entsorgt-den-panik-modus/